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Keine Liebe, aber dennoch eine gute Ehe? KI im Fondsmanagement

Am Freitag, den 14. Juni 2024, hat der KI-Experte und langjährige Fondsmanager Michael Feiten den Eröffnungsvortrag bei unserem diesjährigen Axxion Fonds-Forum in Pertisau gehalten. Dabei begann er mit den drei Kränkungen der Menschheit, von denen Sigmund Freud 1917 sprach – und zeigte auf, dass KI womöglich die dritte Kränkung für Fondsmanager sein könnte, nach dem Performance-Wunder des Schimpansen „Raven“ und der multiplen Kränkung durch die Finanzkrise 2008. Anders als die beiden ersten, ist die dritte Kränkung gekommen, um zu bleiben. Immerhin ging bereits mehrfach durch die Presse, dass „KI schon besser als menschliche Finanzanalysten“ sei. Der Analyse von Michael Feiten zufolge stimmt das allerdings nur deutlich eingeschränkt. 


Er legte dar, dass die KI Fondsmanager vor großen Herausforderungen stelle, u.a., da Ergebnisse der KI kaum bis gar nicht falsifiziert werden können, sie aber prinzipiell im Gewande der Objektivität daherkommen. Diese ist aber nicht immer gegeben und insbesondere ist es schwer zu erkennen, wann die Objektivität nur eine Scheinobjektivität ist. Dafür bedarf es der gründlichen Reflexion der KI-Ergebnisse von echten Menschen. Gleichzeitig existierten bereits viele gute und kluge KI-Anwendungsmöglichkeiten im Fondsmanagement, z.B. mit Satellitenbildern analysieren, ob die Abgasentwicklung über Raffinerien sich verändert, um Hinweise auf die Ölproduktion zu bekommen, der Auswertung und Mustererkennung bei sehr großen Datenmengen wie beim Handel mit Futures und Optionen oder auch in der klassischen Bilanz- und Geschäftsanalyse. Entscheidend um dauerhaft Alpha zu generieren, seien KIs – von Large Language Modells bis hin zu Machine-Learning-Modellen – aber noch lange nicht.


Zum Abschluss konnte er insofern die Eingangsfrage mit Anleihen bei Immanuel Kant, Aristoteles und Martha Nussbaum beantworten:

  • KI im Fondsmanagement: Keine Liebe, aber dennoch eine gute Ehe? Nein.
  • KI im Fondsmanagement: Keine Liebe, aber dennoch eine gute Arbeitsbeziehung? Ja.

Wir bedanken uns ganz herzlich bei Michael Feiten, der es sehr gut verstanden hat, sein Publikum mit einer gelungenen Mischung aus anschaulichen Beispielen und Praxisbezug zu fesseln. 

 

* Die von Freud so genannte kosmologische Kränkung war Kopernikus: die Erde nicht der Mittelpunkt des Weltalls. Die zweite war die biologische Kränkung durch Darwin: der Mensch ist aus der Tierreihe hervorgegangen. Die dritte war dann die psychologische Kränkung von Freud selbst: ein beträchtlicher Teil des Seelenlebens entzieht sich der Kenntnis und der Herrschaft unseres Bewusstseins.

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